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Doris Krammel
„Über das Glück, Rhönerin zu sein!”
Nach vielen Stationen auf ihrem Lebensweg hat Doris Krammel ihre Heimat gefunden. Als diplomierte Fremdsprachenkorrespondentin, Yoga-Coach und -Therapeutin, Reiki-Meisterin und energetische Heilerin hat sie viel erlebt und ist in den unterschiedlichsten Welten unterwegs. Seit nun sechs Jahren lebt sie mit ihrem Partner Dieter, den Katzen Tommy und Tilly und Border Collie-Welpe Cara in Unterbernhards, einem Ortsteil von Hilders. Hier lässt sie ihre innere Heimat, die sie als Buddhistin sehr pflegt, mit der äußeren Heimat, der Rhön, verschmelzen. Für Doris ist die Rhön eine Quelle der Kraft und des Glücks und um diese Gefühle zu intensivieren, hat sie sich vor Kurzem gefragt: „Was will ich wirklich?“ Lesen Sie eine Liebeserklärung an die Rhön!
© Mona Scharfenberger
Steckbrief
Name: Doris Yamuna Krammel
Wohnort: Hilders, OT Unterbernhards
Alter: 62 Jahre
Hobbys: Das Leben in seiner Fülle und Einfachheit genießen, Glücksmomente sammeln, Aquarellfotographie
Lieblingsspruch: „Wir sind geboren, um zu leuchten und zu strahlen.“
Was bedeutet Heimat für dich? Was verbindet dich mit ihr?
Das Wort Heimat, wie es üblicherweise benutzt wird, hatte für mich bis vor einigen Jahren nur sehr wenig Bedeutung. Durch meine Eltern war ich schon als Kind ein Zugvogel und auch später als Erwachsene war ich überall und nirgendwo zu Hause. Es gab Orte, die praktisch waren, damit war aber kein Heimatgefühl verbunden. Zu diesem praktischen Leben gehört auch mein Verwaltungsberuf in Würzburg. Das Wunderbare in meinem Leben ist aber auch, dass ich meine Berufung leben kann. Als Yogalehrerin mit Ausbildung in integrativer buddhistischer Psychologie, Reiki-Meisterin und energetische Heilerin nach der Hairzbalancemethode bin ich schon sehr viele Jahre spirituell „unterwegs“. Als ich zufällig (es gibt nicht wirklich Zufälle) vor einigen Jahren im Rahmen einer Wanderführerausbildung die Rhön wieder entdeckte (als Kind war ich ein paar Jahr lang oft mit meinem Vater auf der Jagd in der Rhön) fing ich an, mich mit etwas im Außen zu identifizieren. Zuerst war ich nur an den Lehrgangswochenenden in der Rhön, dann wurden die Besuche häufiger und ich lernte mehr und mehr die Rhön kennen (auch durch die Augen eines Rhöner Mannes, dem ich dann auch ziemlich schnell einen Platz in meinem Herzen einräumte). Gefühle wie Staunen und Dankbarkeit, diese unglaubliche Weite der Rhön erleben zu dürfen, diese Stille in den Wäldern zu hören und die vielfältigen Geräusche und Düfte überall aufzunehmen, diese Gefühle sind untrennbar für mich verbunden mit meiner Heimat.
Wenn du an deine Heimat denkst, denkst du an …
Wenn ich an meine Heimat denke, denke ich an Frieden – in der Welt und in mir. Wenn wir uns auf die Gesetze der Natur einlassen, können wir einfach nur glücklich sein. Die Natur gibt uns alles, was wir für unseren inneren Frieden brauchen. Und wenn du mir jetzt die Frage stellst: „Gibt es einen Ort, den du lieber Heimat nennen würdest?“, antworte ich mit einem klaren „Nein“. Die Rhön ist so unglaublich vielfältig: Sie hat Ecken und Kanten, Licht und Schatten, Oben und Unten, ist rauh und glatt. Sie besitzt ein unglaubliches Spektrum an Farben und die Wetterkapriolen sind einfach einzigartig. Mittlerweile lebe ich seit sechs Jahren in der Rhön und wenn ich mit dem Auto nach Hause fahre, bin ich jedes Mal einfach nur dankbar und glücklich hier wohnen zu dürfen.
Inwiefern haben dich deine Wurzeln zu dem Menschen gemacht, der du heute bist?
Ich wohne in einem Ortsteil von Hilders in einem wunderbaren Waldstück in der hessischen Rhön – hier habe ich ganz viel von Bäumen gelernt. Wurzeln brauchen Kraft und Nahrung, sie halten und sind gleichzeitig flexibel, um zu wachsen. Zuerst fand ich den Wald, insbesondere bei Dunkelheit, unheimlich. Als Stadtmensch war ich so etwas nicht gewohnt. Die Bäume aber hatten Geduld mit mir und haben mich mit ihrer Ruhe beim Ankommen in der Rhön unterstützt, ich habe ihnen vertraut und heute liebe ich es, ohne Licht unterwegs zu sein (natürlich zu Fuß). Im Wald habe ich ganz viel gelernt über Vertrauen, in die Natur und in das Leben.
Wo ist dein Lieblingsplatz in der Rhön?
Den gibt es eigentlich nicht. Es gibt Orte, an denen ich gerne bin, zum Beispiel der Wachtküppel oder die Wasserkuppe! Selbst tagsüber, wenn die Wasserkuppe überflutet ist von Touristen, gibt es dort Plätze, um zur Ruhe zu kommen. Im Winter ist die Kaskadenschlucht auch immer etwas ganz Besonderes. Und ich meine, jeder sollte einmal in seinem Leben auf der Hochrhön stehen, die Augen schließen und atmen, mehr nicht!
Was sollte man in deiner Heimat unbedingt gesehen, oder auch gegessen haben?
Nichts! Die Menschen hier in der Rhön wissen, wie man sich die Heimat gestaltet, die einfach nur wohltuend ist. Ich lerne immer wieder Menschen kennen, die ein unglaubliches Gefühl von Heimat in sich tragen und auch leben, die sich nicht vorstellen können, ihre Heimat jemals zu verlassen. Die immer wieder neue Ideen und Geschäftsmodelle entwickeln und umsetzen und auch davon leben können. Sind wir mal ehrlich: Was „brauchen“ wir wirklich zum Glücklichsein? Ich bin sehr froh, hier leben zu dürfen und mich mehr und mehr zu verwurzeln. Oft fühle ich mich wie Alice im Wunderland. In der Rhön kann ich immer auf eine Entdeckungsreise gehen und sie weckt in mir immer wieder Gefühle wie Dankbarkeit, Liebe, Achtung, Wertschätzung, Freude, Frieden. Ich bin sehr stolz, eine Rhönerin zu sein!
Erschienen in der Ausgabe 11/2021 (zum Heftarchiv).