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Franziska Ley
„Heimat beginnt in dir selbst”
Ich bin Franziska Ley, 33 Jahre alt und wohne in Schwallungen. Meine Wurzeln liegen in Erfurt, wo ich geboren bin und meine Kindergartenjahre mit meinen Eltern und meiner fünfeinhalb Jahre älteren Schwester sowie meiner Omi verbracht habe. Nach meinem vierten Geburtstag sind wir nach Gangloffsömmern aufs Land gezogen und ich habe meine gesamte Kinder- und Jugendzeit in diesem Dörfchen, meiner ersten Heimat verbracht. Die Grundschule war im gleichen Ort und das weiterführende Gymnasium im Nachbarort Greußen, wo ich 2007 mein Abitur absolvierte. Im Anschluss habe ich in Erfurt eine Ausbildung als Kauffrau für Marketingkommunikation begonnen. Nach einigen Unwegsamkeiten in meinem Ausbildungsbetrieb und dem Zufall, während der Berufsschule in Gera eine andere Azubine aus Schmalkalden kennenzulernen, die ihren Ausbildungsplatz gerne weitergeben wollte, verschlug es mich ab dem zweiten Lehrjahr mit 19 Jahren nach Floh-Seligenthal. Dort lernte ich meinen Mann kennen und die Geschichte meiner neuen Heimat nahm seinen Lauf.
© Flashsmilie Photografie
Steckbrief
Name: Franziska Ley
Wohnort: Schwallungen
Alter: 33 Jahre
Bereits nach kurzer Zeit in einer kleinen Wohnung in der Gemeinde Floh-Seligenthal bin ich 2009 nach Schwallungen gezogen und bis heute hier geblieben, weil mir die Menschen, die Umgebung und die Mentalität der Südthüringer sehr gut gefallen. Nach meiner Ausbildung, dem „normalen Arbeitsalltag“ und einer zusätzlichen Weiterbildung zur „Kommunikationswirtin“ haben wir unsere Familie gegründet. 2011 kam unsere Tochter und 2014 unser Sohn auf die Welt. Im Rahmen meiner Elternzeit durfte ich ein Kosmetikunternehmen kennenlernen, mit dem ich meine eigene Selbständigkeit aufbauen konnte und seither im Direktvertrieb tätig bin. Durch diese Arbeit lerne ich täglich neue Regionen in Südthüringen kennen, da ich meine Kundinnen meistens persönlich besuche. Oft halte ich mit dem Auto an und mache eine kleine Pause in der Natur, da man an der frischen Luft einfach am besten neue Energie tanken und die Heimat genießen kann.
Das Reisen ist schon immer in mir verankert, deshalb bedeutet Heimat für mich nicht, sich nur an einem Ort glücklich fühlen zu können, für immer nur an einem Ort zu bleiben oder mich schlecht zu fühlen, wenn ich „die eigene Kirchturmspitze“ eine Zeit lang nicht sehe. Ich liebe es, neue Städte, Kulturen, Menschen und ihre Heimat kennenzulernen. Um so mehr schätze und liebe ich die wertvolle Zeit, wenn ich „richtig“ zu Hause bin. In dem Zusammenhang habe ich festgestellt, dass gerade das Wort „Heimat“ für mich eine viel größere Bedeutung hat, als nur „zu Hause“ zu sein und meine Frei- und Arbeitszeit zu genießen. Ich bin natürlich total verbunden mit unserem Zuhause in Schwallungen, weil ich hier meine Familie, meine engsten Freunde und unser wunderschönes Haus mit meinem Mann habe.
Heimat bedeutet für mich auch, bei mir selbst anzukommen, ohne noch etwas zu benötigen. Wenn ich in meiner „inneren Heimat“ bin und mich wohlfühle, dann bin ich entschleunigt, dankbar, demütig und im absoluten Vertrauen. Und ich glaube, dass Eigenschaften wie innere Ruhe, Zufriedenheit und Selbstvertrauen aktuell bei vielen Menschen kaum vorhanden sind. Sie stehen frühs genervt auf, hetzen zur Arbeit, haben Stress, hetzen wieder nach Hause, um alles zu erledigen, was auf der To-Do-Liste steht, um alle Erwartungen zu erfüllen. Höchstens am Wochenende ist es etwas ruhiger und man nimmt sich Zeit, obwohl tägliche kleine Verschnaufpausen und das bewusste Entscheiden, welche Aufgaben wirklich wichtig sind, so viel neue Energie geben (würden).
Die Natur ist dafür der beste Begleiter. Unendliche Wege, frische Luft und grüne Flächen mit unzähligen Tieren können uns dabei helfen, diese kleinen Ausflüchte aus dem Alltagswahnsinn zu finden. Dafür liebe ich unsere Region, denn sie bietet all das. Außerdem haben wir keine lauten Großstädte, in denen alles anonym und unbekannt ist. In unserer Gegend kennt man sich und achtet aufeinander – positiv und negativ. Denn auch der „Dorftratsch“ kann anstrengend sein ... ;-) Aber wer das eine liebt, darf das andere auch mögen. Für mich ist es besser so, als eine Unbekannte unter Tausenden zu sein. Schwallungen liegt außerdem etwas abgelegen und unsere Kinder können hier spielen, Fahrrad fahren und ihre Freunde treffen, ohne dass ich mir unendliche Sorgen um sie machen muss.
Zudem durfte ich – insbesondere durch meine Arbeit als Beautyberaterin – feststellen, dass „Heimat“ für mich auch ein Gefühl der Zufriedenheit und Glückseligkeit ist, das man theoretisch überall spüren kann. Zum einen, weil ich durch meine Arbeit viele verschiedene Regionen kennenlerne und mich auch woanders für eine gewisse Zeit sehr wohlfühle. Und zum anderen geht es in meinem Job hauptsächlich darum, den Frauen zu helfen, ihr inneres Glück und ihre Zufriedenheit zu finden, ihre Schönheit wieder zu entdecken, sich schön zu fühlen und die eigenen Vorzüge so in Szene zu setzen, wie Frau es möchte. Doch das ist für mich nur die Spitze des Eisbergs. Niemand kann sich schön fühlen, zufrieden und glücklich sein, wenn man diese Eigenschaften nicht in sich selbst findet – in „seiner ganz eigenen Heimat“. Unser Innerstes darf im Einklang sein, dann ist es theoretisch egal, was außen passiert und wo wir wohnen. Wir Frauen neigen dazu, uns selbst nicht so wichtig zu nehmen und lieber für andere da zu sein und vergessen dabei viel zu oft, dass unsere Energien nicht unendlich vorhanden sind. Meine Termine sind vergleichbar mit einer „pinken Tankstelle“, wo Frau wieder auftanken darf, um dann neue Energie zu haben.
Und gerade diese „Arbeitszeiten“ sind für mich immer ein Stückchen Heimat, weil es mich sehr glücklich und zufrieden stimmt, etwas Gutes zu tun und dadurch vielleicht eine Kleinigkeit im Leben einer anderen Frau zu verändern, damit sie zufriedener und glücklicher sein kann. Wenn wir also alle mehr an uns selbst denken, ist an jeden gedacht – und durch das gute Gefühl in uns selbst werden wir auch viel positiver mit unseren Mitmenschen umgehen.
Erschienen in der Ausgabe 07/2022 (zum Heftarchiv).