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Heimatjournal
01 August, 2022

4 Min. Lesezeit

Adrian Kehr

„Heimat bedeutet für mich ein Lebensgefühl ...”

Ich bin Adrian Kehr und komme gebürtig aus dem schönen Wartburgkreis, genauer gesagt aus Ifta. Dort bin ich aufgewachsen und habe die ersten 24 Jahre meines Lebens verbracht. Als ich sechs Jahre alt war, wurde bei mir eine rheumatische Erkrankung festgestellt. Teilweise konnte ich durch diese Erkrankung nicht mehr laufen. Dies war der Grund, warum mich meine Eltern recht früh zur Musikschule angemeldet hatten.

So habe ich mit sechs Jahren mein erstes Musikinstrument erlernt, eine Melodica. Ein Jahr später habe ich mit dem Unterricht auf dem Akkordeon begonnen und dies acht Jahre gelernt. Damals wurde ich außerdem im Keyboard- und Trompetespielen unterrichtet. Mein Traum war es aber immer, einmal auf einer Steirischen Harmonika spielen zu können.

Als Jugendlicher mit 16 Jahren habe ich meine aktive Musik-Karriere in einer Blasmusik-Kapelle gestartet. Danach folgte eine Solo-Karriere als DJ und drei Jahre Bühnenerfahrung in einer Party- und Stimmungsband, bevor es mich beruflich in die Rhön verschlug. Mit diesem Umzug konnte ich vielen musikalische Aktivitäten in meiner damaligen Heimat aufgrund der Entfernung nicht mehr nachgehen. Daher begann ich vor gut zwölf Jahren mit einer Solo-Karriere als „Der Iftsche“ (in Anlehnung an meinen Heimatort) als einziger DJ und Entertainer auf der Steirischen Harmonika.

Denn: Ich hatte mir in der Zwischenzeit meine erste eigene Harmonika gekauft und begonnen, mir das Instrument selbst beizubringen, was recht gut funktioniert hatte. Irgendwie hatte ich dann immer den Wunsch, dieses wunderschöne Instrument mehr in meine neue Heimatregion, die Rhön, zu bringen, da ich immer dachte „die Rhön ist so schön, hat so viele tolle Wanderwege und Einkehrmöglichkeiten, hier müssten viel mehr Menschen Steirische Harmonika spielen“.

Im Jahr 2019 verwirklichte ich meinen Traum: Mit „Rhön Harmonika“ habe ich mein eigenes kleines Harmonika-Geschäft in Poppenhausen (Wasserkuppe) eröffnet. Nun, nach etwas mehr als drei Jahren, habe ich circa 150 Menschen aus Nah und Fern zum Harmonika spielen gebracht und die Rhön hierdurch auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.

Ich habe zwei Kinder und übe den „Job“ bei Rhön Harmonika nebenberuflich aus. In meiner Haupttätigkeit arbeite ich als Prozessexperte für einen Logistikdienstleister in Göttingen.

© Kati Schulz


Steckbrief
Name: Adrian Kehr
Wohnort: Ebersburg
Alter: 37 Jahre
Hobbys: Steirische Harmonika, wandern und die Natur genießen, Fußball (Borussia Dortmund)
Lieblingsspruch: Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch tun.


Was bedeutet Heimat für dich? 

Heimat ist für mich kein wirklich fester Ort. Heimat bedeutet für mich ein Lebensgefühl. Ich habe in meinem Leben bisher an vielen Orten gewohnt und ich würde meinen Ursprung heute auch nicht mehr als „Heimat“ bezeichnen. Ich verbinde Heimat immer mit dem Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, einer schönen Natur, netten Menschen, die einen umgeben.

Wenn du an deine Heimat denkst, denkst du an ...

... die Rhön. Und hier insbesondere an die tolle Natur, die vielen lieben Menschen und tollen Orte.

Guckaisee bei Poppenhausen © Kati Schulz

Fotos (2) © Kati Schulz Foto rechts: Adrian Kehr am Wachtküppel © Burkhard Seibel

Was liebst du an deiner Heimat?

Ich liebe an der Rhön die vielen kleinen, manchmal unentdeckten Stellen, Seen, Kuppen, und vor allem den Weitblick. Ich liebe es, weit ins Land zu schauen und die Gedanken schweifen zu lassen. Hauptberuflich bin ich sehr viel unterwegs. Wenn ich jedoch die A7 aus Richtung Kassel nach Fulda fahre, in der Ferne schon die Kuppen sehe und dann den Berg hinab Richtung Fulda Nord komme – mit dem Blick in das Tal, die Wasserkuppe und die Milseburg – das ist für mich jedes Mal eine große Freude.

 

Gibt es einen Ort, den du lieber „Heimat“ nennen würdest?

Eine Zeit lange dachte ich, ich würde lieber in Österreich wohnen wollen und diesen Ort als meine Heimat bezeichnen wollen. Ich fühle mich aber pudelwohl in der Rhön, liebe „das Land der offenen Fernen“ und das Leben dort. Wenn ich irgendwann meine Heimat vielleicht einmal ändern möchte, dann gegen noch mehr Abgeschiedenheit, in Nordeuropa beispielsweise.

 

Kann sich Heimat deiner Meinung nach im Laufe des Lebens ändern?

Absolut. Das hatte ich eben ja schon so ähnlich erwähnt. Und ich habe es selbst mehrfach erlebt. Heimat kann sich ändern, und das bringt die Schnelllebigkeit heutzutage, denke ich, auch mit sich.

 

Was würdest du an deiner Heimat verbessern?

Es müssen noch mehr Menschen Steirische Harmonika spielen. ;-) Als ich hier angefangen habe, war ich gefühlt der Einzige, der Harmonika gespielt hat. Mittlerweile ist das zu einer großen Gemeinschaft geworden, die aber gerne weiter wachsen darf. Das Harmonika spielen ist sozusagen ein „Revival eines eingestaubten Dachbodeninstrumentes“ in der Rhön. Schade finde ich es, wenn alte Traditionen und/oder Vereine einschlafen, weil die jungen Menschen dafür nicht mehr begeistert werden können. Ich denke, auch hier müssen neue Wege eingeschlagen werden, denn Tradition fortzuführen bedeutet für mich auch, Heimat zu erhalten.

 

Gibt es heimattypische Eigenschaften an dir?

Wenn meine Essgewohnheiten auch dazu zählen, dann ja. ;-) Ich gehe sehr gerne wandern, bin so oft es geht in der Natur unterwegs (wenn es eben die Zeit auch zulässt).

 

Wo ist dein Lieblingsplatz in deiner Heimat?

Mein „place to be“ ist auf dem Wachtküppel, dicht gefolgt von der Milseburg mit ihrem einzigartigen Felsenmeer. Am liebsten bin ich auf der Milseburg, wenn die Sonne aufgeht. Auch die Ebersburg ist ein Lieblingsplatz von mir. Das Schwarze und Rote Moor zählen ebenso zu meinen Lieblingsorten. Ach, da gibt es ganz viele ... Gesehen haben sollte man den Blick von einer der Kuppen und Berge, beispielsweise dem Pferdskopf, verbunden mit einer kleinen Wanderung vom Guckaisee hinauf.

 

Was sollte man in deiner Heimat unbedingt gegessen haben?

Zwibbelsploatz darf beim Essen genauso wenig fehlen wie das „Rhöner Charme“-Schnitzel.

 

In welcher Jahreszeit ist es in deiner Heimat am schönsten?

Ich denke, jede Jahreszeit hat schöne Seiten an sich. Ich persönlich bevorzuge aber tatsächlich den Frühling mit den blühenden Wiesen überall, sowie den Herbst, wenn sich die Blätter färben und die Rhön in ganz anderen Farben erscheint. Im Sommer ist es mir manchmal zu warm, und im Winter manchmal auch zu kalt. lach

 

Gibt es einen Geheimtipp, den du empfehlen kannst?

Ob es wirklich ein Geheimtipp ist, weiß ich nicht, aber der Silbersee bei der Rother Kuppe, im Wald gelegen, ist wirklich ein sehr romantisches Plätzchen. Empfehlen kann ich auch das Rhön Harmonika Fest, das in diesem Jahr vom 12. bis 14. August in Poppenhausen stattfindet.

Erschienen in der Ausgabe 08/2022 (zum Heftarchiv).