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Alexandra Taschner
„Heimat kann auch etwas Temporäres sein ...”
Ich bin Alexandra Taschner, 30 Jahre alt und in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Von daher ist Nürnberg auf jeden Fall meine Heimatstadt, mit der ich tief verwurzelt bin. Jedes Mal, wenn ich in Nürnberg Familie und Freunde besuche, stellt sich ein Gefühl des Heimkommens ein. Das liegt natürlich zum einen an den mir vertrauten Menschen, zum anderen aber auch an der Stadt selber: Ob Lieblingsplätze, Veranstaltungen, gastronomische Einrichtungen oder Lieblingsspeisen – die Atmosphäre dieser Stadt mag ich sehr.
© Kati Schulz
Steckbrief
Name: Alexandra Taschner
Wohnort: Neustadt bei Coburg
Alter: 30 Jahre
Heute lebe ich in Neustadt bei Coburg – in meiner neuen Heimat. Für mich persönlich gibt es mehr als nur eine Heimat. Das hängt aber wahrscheinlich auch stark mit meiner Biografie zusammen. Als sich irgendwann für mich die Frage stellte, was ich eigentlich nach dem Abitur machen möchte, war für mich von Anfang an klar, dass ich nicht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg studieren möchte. Ich wollte meine Heimatstadt auf jeden Fall verlassen, um irgendwo ganz neu als Student anzufangen. Die Neugier war groß, wie es sich wohl anfühlt, woanders einen Neubeginn zu wagen. Der Studienbeginn war somit die Chance. Nach langen Überlegungen entschied ich mich für Jena. Der Masterstudiengang „Literatur – Kunst – Kultur“, den man so nur in Jena studieren kann, hatte mich von Anfang an überzeugt und somit war klar, ich werde für den Bachelor und Master auf jeden Fall die nächsten fünf Jahre nach Thüringen ziehen – in eine Stadt, in der ich zuvor noch nie war. Aber Erfurt, Weimar und Eisenach kannte ich bereits aus einem Kurzurlaub mit meinen Eltern. Inmitten der reichen Kulturlandschaft Thüringens schließlich Germanistik und Volkskunde/Kulturgeschichte im Bachelor sowie Literatur – Kunst – Kultur im Master zu studieren, fühlte sich genau richtig an. Und im Nachhinein war es auch die absolut richtige Entscheidung, wenn auch die ersten Wochen in Jena nicht leicht waren. Denn mit 19 Jahren erfuhr ich das erste Mal, was Heimweh bedeutet. Festzustellen, dass man sein vertrautes Netzwerk verlassen hatte, um in einer fremden Stadt, in der man nichts und niemanden kennt, neu anzufangen, brauchte seine Zeit. Doch mit dem Semesterbeginn traf man sogleich ganz viele neue Menschen und erkundete gemeinsam die neue Heimat. Bis ich mich in Jena heimisch gefühlt habe, hat es zwar ein oder zwei Semester gedauert. Aber als man sich dann in seinem Studentenzimmer wohnlich eingerichtet, Freunde gefunden und sich ein Gefühl von Vertrautheit eingestellt hatte, waren es schließlich wunderschöne fünf Jahre in Jena. Heute ist Jena keine Heimat mehr für mich. Nach sechs Jahren besuchte ich Jena dieses Jahr mal wieder und verbrachte einen schönen Kurzurlaub dort. Doch heimisch fühlte ich mich dort nicht mehr, was aber auch überhaupt nicht schlimm ist: Ich denke, es ist vollkommen normal, dass Heimat auch etwas Temporäres sein kann.
Nach dem Studium ging es für mich knapp drei Jahre nach Oberschwaben in Baden-Württemberg, bevor ich 2019 nach Franken zurückkehrte, dieses Mal nach Oberfranken. Seit über drei Jahren bin ich nun im Landkreis Coburg zuhause und arbeite im Museum der Deutschen Spielzeugindustrie in Neustadt bei Coburg.
Alexandra Taschner spaziert gerne am Froschgrundsee bei Rödental. © Kati Schulz
© Kati Schulz
Die Corona-Pandemie hat es mir leicht gemacht, die Schönheit meiner neuen Heimat zu erkunden: Man hatte viel Zeit zum Spazieren, Radfahren und Verweilen. Die Umgebung von Neustadt bei Coburg hat viel zu bieten und ich bin gerne in der Natur. Gerade jetzt im Herbst entfaltet sich ihre volle Schönheit – der Herbst ist meine liebste Jahreszeit. Bei einem schönen Spaziergang rund um den Froschgrundsee, auf den Muppberg oder durch den Schlosspark Rosenau kann ich herrlich entspannen. Danach kehre ich gerne in einen Biergarten auf eine gute Brotzeit oder in eine fränkische Gastwirtschaft ein – denn Klöße gehen immer. ;-)
Was mich besonders an meiner aktuellen Heimat freut, ist ihre Nähe zu Thüringen. Schon während meines Studiums habe ich mir die reiche Kultur- und Naturlandschaft Thüringens angeschaut, nun kann man ganz leicht Altbewährtes wieder besuchen und Neues erleben.
Heimat ist für mich ein Gefühl von Vertrautheit, liebgewonnen Menschen, einer guten Mischung aus Kultur, Kulinarik und Natur sowie ein Ort, an dem ich mich zuhause fühle – und das ist im schönen Oberfranken mit seiner unmittelbaren Nähe zu Südthüringen auf jeden Fall gegeben.
Erschienen in der Ausgabe 11/2022 (zum Heftarchiv).